Handyquette

Gedanken

Irgendwie ist es heute schon zu einem Standard geworden: Man geht ins Restaurant, schönes Ambiente, man unterhält sich — und dann macht es „Pling“. Das Handy, das am Tisch neben dem Getränk am Tisch liegt, als gehöre es zum Gedeck hat sich gerührt und aus dem Abend zu Zweit wurde ein Abend mit dem ganzen Adressbuch — auch wenn diese nach umdrehen des Handys jetzt am Bauch liegen. Verschwunden ist das Gerät dennoch nicht.

Ich schaue mich um und finde diese Unsitte auf Ess‑, Kaffee, Konferenztischen, Tresen und überall dort, wo diese Dinger eigentlich so überhaupt nichts mehr verloren haben. Viele Leute mögen das okay finden, wenn das Telefon am Tisch liegt. Mich irritiert es. Zutiefst.

Sollte es nicht Momente geben, wo man diese Dinge bannt? Momente mit dem Gegenüber, dem Menschen? Handyfreie Momente? Momente wo man ohne den Rest des Adressbuchs Gedanken austauschen kann? Ohne Siri, Google oder Alexa?

In der Praxis zeigt meine Erfahrung, dass diese Kisten schneller am Tisch liegen, als ich mich hinsetzen konnte. Klar — jeder muss zeigen, wie wichtig er ist. Aber bitte nicht zu auffällig, denn der Tesla in der Hauseinfahrt ist ja noch zu teuer und nur ein Traum.

Für mich wirft dieses Verhalten eine Frage auf — gerade in meiner jetzigen Lebenssituation: Wie wichtig bin ich meinem Gegenüber? Sein wir uns ehrlich: egal wie das Handy da am Tisch herumliegt, es zerstört den Moment oder gar den Abend.

Manche Leute bringen auch die Entschuldigung vor, das Telefon als Uhr zu benötigen, was mich dann noch mehr darin bestätigt, wie unwichtig ich dem Gegenüber bin — im Gegensatz zu seiner Welt in Facebook oder Instagram.

Sind es Eilnachrichten der Leute, die da als Begründung geliefert werden, drängt sich bei mir die Frage weiter auf: Wer hat Putin oder Trump zu meinem Dinner eingeladen?

Ist es der kurze Gang zur Toilette, der den Anderen alleine dastehen lässt und er somit Ablenkung benötigt. Ich erspare mir dazu den Kommentar, da er wahrscheinlich nur sehr zynisch sein könnte.

Wenn ich diese Störungen, die am Handy passieren ins größere Format übertragen würde und statt einer Nachricht auf einmal den Laptop aufklappen würde um eine E‑Mail zu schreiben oder mich plötzlich in einer der Zeitungen verkriechen würde. Wäre das akzeptabel? Ich müsste es einmal ausprobieren.

Mit einer Bekannten habe ich ein Experiment gestartet, wobei die Handies und Smartwatches am Hauseingang in einer kleinen Box zurückgelassen werden und man bei Bedarf — wenn sie klingeln — hingehen kann um den Anruf entgegenzunehmen. So wie in den guten, alten Zeiten. Wie damals noch in den 90ern. So richtig Retro.

Das Resultat des Experiments war, dass wir zu Zweit Zeit verbrachten und uns effektiv den Dingen widmen konnten, die wir uns vorgenommen hatten. Ohne die Unterbrechungen, die sonst jedes noch so kleine Blinken des Geräts verursacht hat.

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