Dies ist der dritte Teil meines Second Life Feldversuches, eine Art Tagebuch über die Erfahrungen als vermeintlicher Neuling. Die vorhergegangenen Postings finden sich hier und hier.

Nachdem mein Aussehen nicht mehr dem ganz normalen Standard‐Avatar glich sondern inzwischen als beinahe Gesellschaftsfähig angesehen werden konnte, ging es wieder zum Campen und zu den Escort‐Scouts. Durch ein paar kleine Kniffe und Gegenstände sah ich also nicht mehr ganz so nach komplettem Neuling aus und die Chance angesprochen zu werden stieg stetig, da ich als Zeit nun doch schon ein paar Tage Spielzeit angab, was in etwa der Zeit entspricht, in welcher man als Neuling eben ohne Hilfe sich einigermaßen zurechtfinden konnte.

Die Zeit des Wartens war lang. Ich vertrieb sie mit Programmieren, da dies das Einzige war, was kein Aufsehen erregte. Etwas zusammenbauen hätte mich sofort als erfahrenen Spieler geouted. Nur irgendwie waren bislang nur Flaschen unterwegs, welche einem den Gewinn schlechthin verkaufen wollten und in letzter Minute zurückzogen. Ich blieb ruhig und programmierte weiter, da ich ohnehin auf einer Camping Plattform stand und damit schon meine 6 L$ die Stunde verdiente, welche ich eigentlich durch mein aktuelles Einkommen ja nicht nötig habe — aber das wissen ja die nicht.

Nur irgendwann musste es ja kommen und ich konnte meine Finger nicht mehr länger im Zaum halten und machte mal kurz meinem Ärger Luft. Ein Bockschuss? Im Gegenteil! Ich wurde sofort angesprochen und gefragt, ob ich in einem Club als ‘Tänzerin’ arbeiten wolle. Ich sagte zu und ging vorläufig einmal mit.

Die Leute dort schienen auf den ersten Blick nett, aber hatten sich irgendwie immer in der Wolle. Zickenterror? Wie dem auch sei, raffte sich eine der alten Hasen auf und meinte, man müsse mein Aussehen einmal grundlegend überholen, da sich so ja niemand umdrehen würde. Also ging es von einer Freebie‐Bude zur Nächsten, bis man ein ihrer Meinung nach passendes Outfit beisammen hatte — dass dies selbst der härtesten Bahnhofsnutte Tränen in die Augen getrieben hätte, verschweigt die Fachfrau und denkt sich ihren Teil und tritt ihren Schnupperarbeitsplatz in einem Club an, welcher mit meinem derzeitigen Aussehen einiges gemeinsam hat.

Gäste kommen und gehen, manche besetzen Posebälle, welche Tanzanimationen abspielen und so weiter. Meine Aufgabe ist derzeit die, einer Animationsdame. Mit anderen Worten, Stimmung verbreiten. Ich quatsche also mit den Gästen und versuche mich aus dem Rampenlicht zu halten und spiele das Spielchen mit in der Hoffnung, ein paar L$ zugesteckt zu bekommen. Und da haben wir auch schon den Haken: Man hängt viele Stunden in einem Club herum und ist auf die Spendierfreudigkeit der Gäste angewiesen. So viel zur Newbie‐Falle Nummer 1…

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