Man sagt, dass man den Anderen erst dann kennt, wenn man einige Zeit in dessen Schuhen gelaufen ist. Zugegeben, dies ist bildlich gemeint, aber ich habe mit meiner besten SL‐Freundin genau das gemacht. Ich bin in ihren Schuhen — genauer gesagt mit einem genauen Abbild ihres Avatars gelaufen.

Zugegeben, es war schon ein ganz eigenes Gefühl, das exakte Abbild eines anderen Charakters zu sein. Man merkt, wie nebensächlich auf einmal die Namen über den Figuren sind und wie sehr man sich bei Bekannten auf deren Aussehen verlässt und deren Stil kennt.

Als wir so als Zwillinge einige Dinge erledigen wollten, war es immer wieder lustig zu beobachten, dass wir uns immer wieder im Avatar geirrt hatten und krampfhaft versuchten, dem Anderen die Kleidung zurechtzurichten, in der festen Überzeugung an sich selbst herumzufingern. Klar dass das natürlich nicht funktionieren kann.

Beruhigend dabei war jedoch, dass es nicht nur uns so erging, sondern sich auch viele Leute in unserer Umgebung nicht so ganz sicher waren, was wir vor hatten, da wir ja exakt gleich herumliefen. Die einzigen Unterschiede waren in den Animationen, welche aber selten ins Gewicht fielen, da sie dennoch sehr ähnlich waren.

Doch diese Äußerlichkeiten sind nicht alles — so spaßig sie einem auch erscheinen mögen: Da man oftmals Einiges mit dem eigenen Avatar verbindet und sich auf einmal kaum selbst erkennt, war ich um Einiges vorsichtiger unterwegs als ich es sonst gewohnt war. Irgendwie fast schon behutsam um keinen Mist zu bauen.

Der Tausch in die Andere Richtung war ebenfalls ein Erlebnis und brachte eine gefühlstechnische Achterbahnfahrt mit sich, welche ein großes Vertrauen in den Anderen erforderte. Es war durchaus interessant zu erleben, dass sie es genauso erlebte und sehr vorsichtig unterwegs war.

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